Nach mehreren pandemiebedingten Terminverschiebungen wurden am Samstagvormittag (12.11.2022) das Katastrophenschutzzentrum des Landkreises Dachau sowie das neue Wechselladerfahrzeug offiziell übergeben und kirchlich gesegnet. Der erste Anlauf dazu war bereits vor einem Jahr kurz nach dem Einzug in den Neubau geplant.
Landrat Stefan Löwl konnte 125 geladene Gäste aus Politik und Hilfsorganisationen in der festlich geschmückten Halle des neuen Zentrums begrüßen. Er stellte in seiner Rede vor allem das große Engagement der beteiligten Personen dar und dankte allen für deren Einsatz.
Danach ließ Landrat Stefan Löwl den Projektverlauf Revue passieren; erste Überlegungen zum Bau einer reinen Lagerhalle gab es schon vor vielen Jahren, nach dem Hochwasserereignis 2013 rückte das Thema wieder in den Vordergrund. Die über die Hilfsorganisationen und Feuerwehren im ganzen Landkreis verteilten kreiseigenen Einsatzmittel für den Katastrophenschutz sollten an einer Stelle gesammelt und untergebracht werden. Dies ist nicht nur im Einsatzfall effektiver sondern schafft bei den Einheiten auch Platz für die eigenen Einsatzmittel. So kam es, dass während der Planungsphase auch der Bedarf festgestellt wurde, die im Feuerwehrhaus Dachau angemieteten Räume für die Kreisbrandinspektion und die Kreiseinsatzzentrale nach Hebertshausen umzusiedeln, da die Feuerwehr Dachau die Räumlichkeiten durch die neu geschaffene Wachbereitschaft selbst benötigte. Aus der Idee einer Lagerhalle wurde somit das Konzept „Katastrophenschutzzentrum mit Räumen für die Kreisbrandinspektion und die Kreiseinsatzzentrale“.
Erstmalig im Landkreis Dachau wurde die Baumaßnahme über eine „Öffentlich-Private-Partnerschaft“ (ÖPP) abgewickelt. Als Generalauftragnehmer wurde über eine Ausschreibung die Fa. Rudolf Hörmann GmbH & Co KG gewonnen, die mit eigenen Nachunternehmern aus der Region das Gebäude schlüsselfertig erstellt und übergeben hat und in den nächsten Jahren auch für die Instandhaltung zuständig ist. Nach ca. 13 Monaten Bauzeit erfolgte am 5. und 6. November 2021 der Umzug in das neue Gebäude.
Bürgermeister Richard Reischl hob in seinem Grußwort die gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Hebertshausen und dem Landkreis Dachau bei der Baumaßnahme hervor und hieß die Kreisbrandinspektion Dachau in seiner Gemeinde herzlich willkommen. Als Symbol dafür wurde ein extra hergestelltes 14 kg schweres Brot mit den Wappen der Gemeinde und des Landkreises überbracht. Das eigentlich noch übliche Salz wurde durch 10 Träger Bier ersetzt. Richard Reischl dankte dem Landkreis auch für den Mut, ein Katastrophenschutzzentrum in der vorliegenden Ausprägung zu bauen. Derartige Projekte sind in Bayern noch nicht üblich, aber der Bedarf wird mittlerweile zunehmend festgestellt.
So interessieren sich regelmäßig andere Landkreise für das Modell. Bewährt hat sich das Projekt bereits in den letzten 12 Monaten im Bereich der Corona-Pandemiebewältigung sowie der Ukraine-Flüchtlingskrise.
Als Vertreter des Generalunternehmers überbrachten die Firmenchefs Rolf und Michael Hörmann ihre Grüße und stellten das Bauwerk in kurzen Worten vor.
Das gesamte Bauwerk ist in Holzständerbauweise errichtet und mit einem außenliegenden Vollwärmeputz versehen. Das Objekt ist in einen beheiztes und einen nichtbeheiztes Gebäude unterteilt.
Der Verwaltungstrakt mit Büros, Schulungsraum, Stabsführungsraum und Kreiseinsatzzentrale nimmt auf 2 Ebenen insgesamt ca. 800 m² ein und liegt in einer Linie mit der Warmhalle, die eine Fläche von ca. 1.170 m² aufweist. Dort kommen Fahrzeuge und Lagergüter, die trocken und warm einzulagern sind, ebenso wie die Notstromversorgung des Objekts unter. In der Kalthalle mit ca. 540 m² sind die dafür geeigneten Einsatzmittel untergebracht und auch Sandsäcke und trockener Sand für Hochwasserereignisse.
Anschließend erfolgte die symbolische Schlüsselübergabe an Landrat Stefan Löwl und an Kreisbrandrat Georg Reischl.
Kreisbrandrat Georg Reischl bedankte sich für die Schlüsselübergabe und schloss sich den Dankesworten des Landrats bei allen Projektbeteiligten an. Besondere Erwähnung fanden der neben dem früheren Kreisbrandrat Heinrich Schmalenberg und dem ehemaligen Vertreter der Vereinsvorstände im Kreisfeuerwehrverband Klaus Zacherl die Kreisbrandmeister Martin Seidl und Daniel Lenz. Nachdem sich in 2013 die ersten Arbeitskreise für die Ausarbeitung der Anforderungen des Projekts gebildet hatten, wurden Ideen gesammelt, bewertet und begonnen ein schlüssiges Konzept zu erarbeiten. Auch wenn diese Herangehensweise im weiteren Verlauf nicht mehr verfolgt wurde, ließen sich insbesondere die beiden Kreisbrandmeister nicht beirren und brachten sich bis zur Fertigstellung oft auf kurzen Zuruf mit ihren Fachkenntnissen ein, um ein praxistaugliches Ergebnis für die Kreiseinsatzzentrale zu erzielen. Die aktuellen Planungen für ausfallsichere Kommunikationslösungen auch bei langandauernden und flächendeckenden Stromausfällen führen dazu, dass man die bewährten und gerade fertiggestellten technischen Lösungen anpassen und weiterentwickeln muss.
Sein Dank galt auch allen an der Veranstaltung beteiligten Helfern sowie der Feuerwehr Hebertshausen für die ausgezeichnete nachbarschaftliche Kameradschaft. Die örtliche Feuerwehr unterstützt im Katastrophenschutzzentrum bei allen anliegenden Aufgaben mit Personal, Know-How und auch Gerätschaften.
Daneben dankte Reischl allen Feuerwehren und insbesondere auch dem THW OV Dachau für die vielen geleisteten Stunden beim Umzug aus der Übergangslösung in Indersdorf.
Vor der Spende des kirchlichen Segens ging Kreisbrandrat Georg Reischl noch auf das Wechselladerfahrzeug mit Kran des Landkreises ein, welches im Katastrophenschutzzentrum stationiert ist und überwiegend durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr Hebertshausen zum Einsatz gebracht wird. Das Fahrzeugkonzept wurde maßgeblich durch den früheren Kreisbrandrat Franz Bründler geprägt, der krankheitsbedingt nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte. Ohne den Einsatz von Franz Bründler würde das Fahrzeug in der vorliegenden Konzeption vermutlich nicht hier stehen, so Reischl. Nachdem im Katastrophenschutzzentrum auch mehrere Abrollbehälter untergebracht sind, war der Bedarf an ein geeignetes Trägerfahrzeug die logische Konsequenz. Die Wahl fiel auf ein 4-achsiges Fahrgestell mit Aufzieheinrichtung für Container und einen Ladekran. Über die Ausschreibung kam es zu einem Fahrgestell vom Typ MAN TGS 35.510 8x4. Die Container-Aufziehvorrichtung sowie der Kran stammen von der Firma HIAB. Dieser hat eine maximale Ausladung von knapp 22 m mit einer Hubkraft von 1,2 t an der Spitze. Bei 3 m Ausladung beträgt die Hubkraft 14,7 t. Seit der Inbetriebnahme Ende 2021 leistete das Fahrzeug bereits wertvolle Hilfe beim Auf- und Abbau von Impf- und Teststationen sowie Flüchtlingsunterkünften.
Anschließend spendete Pfarrer Monsignore Michael Bartmann den kirchlichen Segen und vertrat die entschuldigte evangelische Pfarrerin Ulrike Markert im ökumenischen Sinn. In seiner Predigt unterstrich Pfarrer Bartmann die Gemeinsamkeiten zwischen der kirchlichen Seelsorge und der Arbeit aller Hilfsorganisationen. Danach wurde der kirchliche Segen an das Gebäude, das Fahrzeug und insbesondere an all diejenigen Menschen, gespendet, welche mit ihrem Wirken beides erst zum Einsatz bringen. Als Geschenk überreichte er ein Kreuz, welches im Herrgottswinkel des Aufenthaltsraums einen würdigen Platz finden wird.
Die nachfolgende Feierlichkeit mit Weißwürsten, Brezen und Getränken wurde mit musikalischer Umrahmung durch die Mira Musi und bei guten und angeregten Gesprächen fortgeführt. Den Gästen wurde die Möglichkeit zu Besichtigung geboten, was gut angenommen wurde, auch wenn viele das Haus in den letzten 12 Monaten der Nutzung bereits häufig besucht hatten.

Veröffentlicht am: 22:17:00 12.11.2022 Teilen